Rundbrief 112/113

Vorspann

Karl Maier
Karl Maier
×
Karl Maier

Erstmals in unserer 27-jährigen Rundbrief-Geschichte bringen wir eine Doppelnummer heraus, da die für Dezember geplante Ausgabe aus verschiedenen Gründen nicht erscheinen konnte. Deshalb finden Sie in diesem Rundbrief auch Beiträge über Festivals oder Preisverleihungen, die zum Teil schon mehr als drei Monate zurück liegen und für die Dezember-Nr. geplant waren. Besonders bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei den Autoren, vor allem bei Willi Karow, der sich wieder sehr intensiv mit Filmen beschäftigt hat, die im Kino kaum zu sehen sind, aber als studentische Arbeiten für die weitere Entwicklung der Studierenden wichtig sind. Und die freuen sich alle schon auf Willis Beitrag, der auch Lust macht, einige der Filme genauer anzusehen. Man kann das Programm der HBK Braunschweig übrigens auch für Kino- oder sonstige Vorführungen buchen. Prof. Michael Brynntrup kommt gerne mit Studenten; vor kurzem war er im Medienhaus Hannover, um die Filme vorzustellen.

Gerne möchten wir im Rundbrief auch weiterhin auf neue und alte Filme aufmerksam machen, Projekte vorstellen, die Kinosituation im Zeitalter der ständigen Digitalisierung begleiten und über spannende Veranstaltungen und Diskussionen berichten. Deshalb freuen wir uns über weitere Autorinnen und Autoren, die Lust haben, für den Rundbrief zu schreiben, sich eventuell auf ein Thema zu spezialisieren oder auch eine ständige Rubrik zu betreuen. Wer Interesse hat, sollte uns eine E-Mail schreiben oder einfach anrufen.

Das neue Jahr bringt für das Film & Medienbüro endlich nach einer langen Durststrecke Dank der Institutionellen Förderung des Landes neue Perspektiven und Aufgaben und der Rundbrief muss dann nicht weiter ehrenamtlich erstellt werden. Neue Impulse für die Filmförderung werden wir dabei auch setzen, dazu gibt es ja aktuell nicht nur von der AG DOK sondern auch von Martin Hagemann viele gute und notwendige Vorschläge. Die kommende Berlinale bietet sicher die Möglichkeit, darüber zu diskutieren und vor allem die Medien- und KulturpolitikerInnen zu überzeugen, sich stärker für unabhängige Strukturen einzusetzen und die Bedingungen für Filmschaffende nachhaltig zu verbessern. Wir in Niedersachsen sind bereits in guten Gesprächen mit der Politik.

Man sieht sich also in Berlin oder in Hannover, oder im April beim EMAF oder im Mai beim Filmfest Emden. Gute Filme, anregende Gespräche und schöne Erlebnisse wünscht

Karl Maier

Rundbrief 112/113

Neue Power: Förderung Filmbüro Niedersachsen e.V.

iedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen- Kljajic
iedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen- Kljajic
×
iedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen- Kljajic

Die vor einem Jahr gewählte Rot-Grüne Landesregierung hat aus Sicht des Film & Medienbüros Niedersachsen (FMB) bereits einige Punkte des Koalitionsvertrages zum Thema Filmförderung in Angriff genommen wie die Neustrukturierung der Arbeit des Vergabeausschusses der nordmedia. Hierzu wurden im Herbst 2013 für zwei Vertreter aus Ministerien unabhängige Branchenvertreter in den Vergabeausschuss berufen.

Das Wirtschaftsministerium hat hierfür Prof. Wilfried Köpke, Dekan des Fachbereichs Medien, Information und Design an der Hochschule Hannover benannt. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) benannte den Geschäftsführer des Film & Medienbüros, Karl Maier. ›Ich freue mich, dass wir unabhängige Vertreter, die über Fachkompetenz und Praxisnähe verfügen, für den Vergabeausschuss gewinnen konnten‹, sagte die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen- Kljajic (Foto). Von Landesseite gehört Antje Höhl, Ministerialrätin in der Staatskanzlei, weiterhin dem Vergabeausschuss an.

Bernd Wolter, 1. Vorsitzender des Film & Medienbüros, begrüßt diesen Schritt des Landes ausdrücklich und fordert gleichzeitig die anderen Fördermittelgeber auf, dem Beispiel der Landesregierung zu folgen und ebenfalls Unabhängige in den Vergabeausschuss der nordmedia zu entsenden.

Derzeit sind dort die Sender NDR, ZDF und Radio Bremen sowie das Land Bremen jeweils mit MitarbeiterInnen vertreten. Gute Entwicklungen sind auch bei der Festivalförderung zu verzeichnen. So konnten durch gemeinsame Anstrengungen des Landtages und der Regierung Mittel für eine vom Festivalnetzwerk geforderte Erhöhung der Festivalförderung bereit gestellt werden.

Ebenfalls umgesetzt hat die Landesregierung die Ankündigung im Koalitionsvertrag, das Film & Medienbüro Niedersachsen institutionell zu fördern. Dafür hat das Land 100.000 Euro bereitgestellt. ›Mit dieser Förderung wird die gute ehrenamtliche Arbeit der vergangenen Jahre institutionell unterstützt‹, erläuterte Gabriele Heinen- Kljajic. ›Wir schaffen damit die Voraussetzung für eine gezielte Nachwuchsförderung, für Modellprojekte zur kulturellen Filmförderung sowie für innovative Kooperationen.‹

Endlich kann das FMB sich nun wieder gezielt der Weiterentwicklung der Film und Medienförderung widmen, Filmschaffende beraten und Modellprojekte für die Film- und Medienbildung konzipieren. Weiterhin sollen die Kontakte zu Hochschulen und anderen Institutionen intensiviert, verstärkt überregionale Projekte durchgeführt und der Austausch mit Politik, Verwaltung und Medienöffentlichkeit forciert werden. ›Wir werden deutliche Akzente setzen‹, freut sich Karl Maier, der Geschäftsführer des FMB.

Er und Bernd Wolter sehen allerdings noch weiteren Handlungsbedarf. Besonders wichtig ist für sie, dass von den nordmedia-Fördermitteln mehr an Antragsteller aus Niedersachsen gehen, um die Beschäftigung im Mediensektor zu verbessern und das Abwandern von Talenten zu verhindern. Darüber hinaus müsse der starke Einfluss der Fernsehsender auf die Filmförderung eingeschränkt werden, um mehr Projekte fördern zu können, die nicht in die formatierten TV-Programme passen. Auch die Förderung des unabhängigen künstlerischen Films sowie die finanzielle Ausstattung der Filmförderung müssten gestärkt werden, meinen Wolter und Maier.

Rundbrief 112/113

Schweden als Vorbild: Strategieplanung für Filmfestivals

Die Zahl der Filmfestivals nimmt weltweit zu, die Konkurrenz um Publikum wächst: Vor dem Hintergrund dieses Trends ist es wichtig, auch als kulturelle Institution eine strategische, an Wirtschaftsunternehmen orientierte Planung zu erstellen und eine Vision zu benennen, nach der Marketing- Aktivitäten ausgerichtet sind. Darüber informierte der Geschäftsführer des Göteborg Film Festival, Mikael Fellenius, auf einem Werkstattgespräch des Internationalen Filmfest Braunschweig am 7. November. Mit eindrucksvollem Zahlenmaterial präsentierte der Festivalmanager die Erfolge des schwedischen Filmfestes, die über ein mutiges "outside of the box thinking" erreicht worden seien: Ein Festival dürfe sich ruhig hohe Ziele setzen und solle eben auch mal über den Tellerrand schauen, erklärte Fellenius den Festivalleitern, die aus dem gesamten Bundesgebiet zu der in Kooperation mit MEDIA Desk Deutschland ausgerichteten Branchenveranstaltung gekommen waren.

Binnen zehn Jahren ist es den Veranstaltern in Göteborg gelungen, anhand eines an klassischer Unternehmensberatung orientierten Strategieplanes und gezielt eingesetzter Investitionen das Festival mit 160.000 Zuschauern zum meistbesuchten in Skandinavien zu katapultieren. Nach der Einführung eines Filmmarktes setzte man sich kurzerhand das Ziel, die Zahl der Teilnehmer von knapp 2.000 innerhalb von zwei Jahren auf 4.000 zu verdoppeln. Derzeit beschäftige sich das Göteborg Festival vor allem mit den Herausforderungen der Digitalisierung und dem sich durch sie ändernden Nutzerverhaltens, erläuterte Fellenius: In Planung ist eine Video-on-Demand-Plattform, über die zahlende Mitglieder auf dem Festival gelaufene Filme online schauen können.

Besonderes Augenmerk richtete Mikael Fellenius auf das ›Branding‹ eines Festivals: In Göteborg hatte man vor vier Jahren einen roten Drachen als Wappentier eingeführt, der in hochqualitativen Animationsfilmen von Jahr zu Jahr vom Babydrachen zum wilden Teenager herangewachsen ist und starke Markeneffekte für das Festival erzeigt hat. Finanziert wurde die kostenaufwendige Marketing-Kampagne übrigens über ein Komplettsponsoring durch das produzierende Animationsfilmunternehmen.

Julius Steger